Bernau / Barnim: Im August 2020 informierte Bernau LIVE in einem Beitrag über die Möglichkeit, sein eigenes Brunnenwasser prüfen zu lassen.
Auf dem Bahnhofsvorplatz in Bernau untersuchte der VSR-Gewässerschutz e.V. mit einem mobilen Labor am 31. August 2020 das Wasser von 113 interessierte Bürger*innen. Nun liegen die Ergebnisse vor und die klingen alles andere als gut.
„Jeder siebte Brunnenbesitzer aus dem Raum Ahrensfelde – Panketal – Bernau – Rüdnitz – Biesenthal – Wandlitz wurde enttäuscht: Die Nitratkonzentration ihrer Wasserprobe überschreitet den Grenzwert der deutschen Trinkwasserverordnung von 50 Milligramm pro Liter.“, so der VSR-Gewässerschutz in einer Mitteilung.
Dipl.-Phys. Harald Gülzow und Dipl.-Ing. Peter Brückner fanden bei den Untersuchungen 120 Milligramm Nitrat pro Liter in einem privat genutzten Brunnen in Ahrensfelde. Weiteren mit Nitraten stark verschmutzte Brunnen stellten die Umweltschützer in Lindow mit 81 Milligramm pro Liter (mg/l), in Schönow mit 97 mg/l, in Nibelungen mit 65 mg/l, in Tempelfelde mit 66 mg/l und in Rüdnitz mit 101 mg/l fest.
Am Informationsstand und auch bei der telefonischen Beratung zeigten sich viele Brunnenbesitzer wütend über die Nitratbelastung der Region. Sie möchten es nicht mehr einfach hinnehmen, dass ihr Brunnenwasser nur eingeschränkt nutzbar ist. Vielen Bürgern wurde durch ihr eigenes Ergebnis klar, wie stark das Grundwasser in ihrer Region bereits belastet ist und möchten eine Änderung, so der Verein.
Die Ursache für die hohe Nitratbelastung des Grundwassers sieht der Verein bei der intensiven Landwirtschaft, die nur mit Subventionen so wachsen konnte. „Die EU-Agrarpolitik fördert bis heute Betriebe, für die hohe Erträge an erster Stelle stehen und die Verringerung der Nitratbelastung nur lästige Auflagen sind, die sie versuchen zu umgehen“, so Susanne Bareiß-Gülzow, Vorsitzende im VSR-Gewässerschutz. Die gemeinnützige Organisation fordert von der Politik, dass Subventionen nur noch an Landwirte mit einer gewässerschonenden Bewirtschaftung gezahlt werden.
Der VSR-Gewässerschutz fordert die Agrarpolitik auf die anstehende EU-Agrarreform so zu gestalten, dass die Nitratbelastung unserer Gewässer verringert wird. Die Subventionen an Betriebe, die das Grundwasser stark
belasten, haben große Probleme geschaffen. Nur die großen Betriebe konnten mit intensiver Bewirtschaftung den Dumpingpreisen der Discounter standhalten. Die bäuerliche Landwirtschaft wurde verdrängt und die ökologische Landwirtschaft konnte nicht so wachsen, wie es für eine gesunde Umwelt notwendig wäre. Hier wird auf den Einsatz von chemisch-synthetischen Stickstoffdüngern verzichtet. Die Zahl der Tiere orientiert sich an der Fläche, die dem Betrieb zur Verfügung steht. So werden Nährstoffüberschüsse bestmöglich vermieden. Der ökologische Landbau kann die von der Agrarindustrie hervorgerufene Nitratbelastung erheblich verringern. Er
bedarf daher wesentlich mehr Unterstützung. „Die Agrarlobby darf nun die wichtigen Entscheidungen zu einer gewässerschonenden Landwirtschaft nicht wieder untergraben“, so Susanne Bareiß-Gülzow. „Es wird höchste Zeit für eine Agrarpolitik, die sich ihrer ökologischen Verantwortung bewusst ist und eine umweltverträgliche und nachhaltige Landwirtschaft fördert.“
Auf einer interaktiven Nitratkarte veranschaulicht der VSR-Gewässerschutz in welchen Regionen die Nitratbelastungen besonders hoch sind (www.vsr-gewässerschutz.de/nitratbelastung). Durch die große Unterstützung der Brunnennutzer konnten die Umweltschützer auch im Raum Bernau die Nitratbelastung im oberflächennahen Grundwasser bestimmen.
Verwendete Quelle: Dipl.-Phys. Harald Gülzow, VSR-Gewässerschutz e.V.
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