Bernau (Barnim): Vor fast genau 12 Jahren sorgte der Brand einer Mülldeponie im Schönfelder Weg für einen tagelangen Einsatz der Feuerwehren und Bernaus wohl grösstem Umweltdesaster.
Systematisch hatte der damalige Betreiber der Mülldeponie, die GEAB, über Jahre hinweg, mehrere Tausend Kubikmeter Kunstoff- , giftige Gewerbe-, Elektro- und nicht zuletzt Hausabfälle mit Erde vermischt und diese in riesigen Erdwällen auf dem Gelände des Betriebshofes am Schönfelder Weg gelagert.
Zahlreiche Anwohner fühlten sich auf Grund der sehr hohen Ungezieferbelastung in ihrer Wohnqualität gestört. Einem Bernauer war es dann zu viel! Er schlich sich auf den Betriebshof und zündete den vorhandenen Müll an. Mehrere Tage waren nötig, um das Feuer unter Kontrolle zu bekommen, bei dem 15000 Tonnen Müll vernichtet wurden. Mehr als 200 Feuerwehrleute waren damals im Einsatz.
Zwei Wochen später stellte das Landesumweltamt Strafanzeige gegen den Betreiber wegen dem Betrieb einer illegalen Anlage. Schon bei Kontrollen im Frühjahr 2005, stellten Kontrolleure 117.000 Tonnen, statt der erlaubten 45.000 Tonnen Müll fest. Bis ins Jahr 2010 wurde weiterhin auf illegale Weise Müll gesammelt und gelagert, bevor die GEAB dann Insolvenz anmeldete.
Erschreckend ist hierbei der Gedanke, dass das Gelände zwar verschlossen, jedoch bis zum heutigen Tag nicht geräumt wurde. Bis zu 200.000 Kubikmeter Müll lagern nach wie vor auf dem ehemaligen Betriebshof.
Im August 2015 wurde die GEAB Geschäftsführerin nach einem Geständnis der ihr zur Last gelegten Anklagepunkte zwar zu einer 2-jährigen Haftstrafe auf Bewährung verurteilt, der Müll ist jedoch bis heute geblieben. (wir berichteten)
Seit Jahren bemühen sich zahlreiche Parteien und Organisationen, so etwa das BfB, die SPD oder Bündnis90-Grüne/Piraten, um eine endgültige Beseitigung der Müllberge. Bisher leider ohne Erfolg. Die ehemalige Geschäftsführerin ist zwar verurteilt worden, jedoch ist in Angesicht der extrem hohen Beseitigungskosten in Höhe von geschätzten 50-100 Millionen Euro hier nichts zu holen. Nach Ansicht der „Beseitigungs-Initiatoren“ müsse nun das Landesamt für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz (LUGV) haften, da diese die damalige Betriebserlaubnis erteilt haben und ihrer Aufsichts- und Kontrollpflicht nicht nachgekommen seien.
Am gestrigen Montag folgte Brandenburgs Minister für Infrastruktur und Landwirtschaft Jörg Vogelsänger einer Einladung von Axel Klatt und Dr. Georgi Tontschev vom BfB, zu einem Vorort Termin auf dem alten GEAB Gelände. Der Einladung folgten auch Britta Stark (SPD) und Vertreter der Stadt Bernau.
Mit vor Ort war zudem ein vom Landesamt für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz bestellter Spezialhubschrauber, der bereits den halben Tag die ehemalige Deponie überflog um z.B. etwaige austretende Gase zu messen. Vollgesteckt mit hochmoderner Laser-Technik ist dieser in der Lage, selbst kleinste, z.B. Methanentweichungen festzustellen.
Auch wenn die Deponie, wie wir vom Hubschrauber aus gut sehen konnten, gut verwachsen- und begrünt ist, so weiss keiner genau was dort unter dem Gras schlummert. Zwar gab es bereits zahlreiche Begehungen und Kontrollen des Geländes, doch wie die genau aussahen, liegt zumindest uns im Ergebnis nicht vor. Große Sorgen macht man sich unter anderem über eine etwaige Verschmutzung des Grundwassers, über austretendes Sickerwasser sowie Deponiegase.
Mit den aktuellen gestrigen Messungen sollen nun genaue Werte vorliegen, die bis zum kommenden Oktober ausgewertet werden. Im Anschluss will man sich gemeinsam mit Minister Vogelsänger noch einmal hinsetzen um ggf. weitere Maßnahmen zu besprechen.
Ob der gestrige Termin eine Lösung der jetzigen Situation- oder gar die Beseitigung der Mülldeponie bringen wird, bleibt aus unserer Sicht fraglich. Denn bis zu 100 Millionen Euro wird so schnell keiner ausgeben wollen oder können.
Auch Axel Klatt und Dr. Detlef Maleuda (BfB), die sich seit Jahren unermüdlich für eine komplette Räumung einsetzen, zeigten sich am gestrigen Abend nur teilweise optimistisch, wenngleich sie sich darüber freuten, dass sich Minister Vogelsänger nunmehr der Sache annehmen möchte.
Fragen und Antworten: In einer SPD-Anfrage von 2005 an den Landtag Brandenburg, versuchten schon damals die Abgeordneten Britta Stark und Dr. Jens Klocksin Licht ins Dunkel zu bekommen. Anbei das damalige Dokument mit Fragen und Antworten zum „Deponieunfall“ in Bernau.
Fotos: Bernau LIVE