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Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus in Lobetal

Stolpersteine in Lobetal

Nachrichten aus Deutschland und der Welt (Testbetrieb)

Bernau / Lobetal: Anlässlich des 80. Jahrestages der Deportation von acht Menschen mit jüdischen Wurzeln aus dem Bernauer Ortsteil Lobetal, lud die Hoffnungstaler Stiftung Lobetal gestern zu einer Gedenkveranstaltung sowie der Verlegung von 8 Stolpersteinen ein.

Bereits 1905 gründete Pastor Friedrich von Bodelschwingh den Verein Hoffnungstal für die Obdachlosen der Stadt Berlin e. V. und gab den rastlosen Menschen, bis dahin finanziert durch Spenden, ein Dach über den Kopf. Mit dem Kauf eines Bauernhofes in Rüdnitz entstand unter der Leitung von Bodelschwingh die erste Arbeitskolonie mit dem Namen Hoffnungstal. Ein Jahr später entstanden die ersten Gebäude im Bernauer Ortsteil Lobetal, in denen immer mehr Menschen aus den Berliner Obdachlosenasylen- aber auch Menschen mit Behinderungen, Zuflucht fanden.

Während des Nationalsozialismus weigerten sich die „Hoffnungstaler Anstalten“, allen voran Pastor Paul Gerhard Braune, Menschen zu Versuchszwecken oder für das Programm T4 (Euthanasie) in die Landeskrankenhäuser zu verlegen. Lobetal wurde aufgrund dessen ein Zufluchtsort für verfolgte Menschen im Zweiten Weltkrieg. Doch am 13. April 1942 konnte auch Pastor Braune, trotz größten persönlichen Einsatzes nicht verhindern, dass acht Mitglieder der Hoffnungstaler Gemeinschaft verhaftet wurden.

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Ernst Simon Bischofswerder, Dr. Ernst Rosenstein, Ernst Flatow, Dr. Benno Bernstein, Arnoldt Kuznitzki, Dr. Hermann Feder, Meinhold Meyer und Nathan Dann wurden erst in das Warschauer Ghetto deportiert und Wochen später im Vernichtungslager Treblinka ermordet.

Gestern, am 13. April 2022, genau 80 Jahre nach diesem schrecklichen Ereignis, begrüßte Pastorin Andrea Wagner-Pinggera als Geschäftsführerin der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal, die zahlreichen Gäste. Neben Vertretern aus Wirtschaft und Politik, wie dem stellvertretenden Landrat Holger Lampe, Simona Koß, Mitglied des Deutschen Bundestages oder Bernaus Bürgermeister André Stahl, hatten auch Angehörige der Opfer eine zum Teil weite Reise angetreten, um an der Gedenkveranstaltung teilzunehmen. Pastorin Wagner-Pinggera verlas die Namen der Opfer und widmete ihre bewegende Rede und ihre Gedanken dem Erinnern.

„Das „Erinnern“ und das „Unvergessen bleiben“ sind wichtig damit solch ein Schicksal nie wieder geschieht. Ein Mensch geht erst dann ganz, wenn sein Name verschwindet.“

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Im Anschluss führten die Schülerinnen und Schüler der Beruflichen Schule für Sozialwesen am Diakonischen Bildungszentrum durch das Programm. Die Veranstaltung wurde im Rahmen eines Projektes des Diakonischen Bildungszentrums in Lobetal vorbereitet. Hierfür wurden die verschiedenen Lebenswirklichkeiten der Lobetaler Bürgerinnen und Bürger jüdischer Herkunft recherchiert. In Vorbereitung auf die Gedenkveranstaltung setzten sie sich intensiv mit den Biografien der deportierten Menschen sowie deren Verfolgung in der Zeit des Nationalsozialismus auseinander.

Für bewegende Momente sorgten im weiteren Verlauf die Reden der Angehörigen, welche den Opfern mit ihren Erinnerungen ein Gesicht und den Gästen tiefe Einblicke in ihre Familiengeschichten gaben. Sie erzählten, wie die späteren Opfer nach Lobetal kamen und wie sehr der Verlust auch 80 Jahre später die Familien prägt.

Nach den emotionalen Worten der Angehörigen, bedankte sich unter anderem Bürgermeister André Stahl im Rahmen eines Grußwortes bei den Familien für ihr Kommen und die teils tiefen Einblicke in ihre Familiengeschichte. Des Weiteren bedankte er sich bei der Hoffnungstaler Stiftung, die seit mehr als einem Jahrhundert Menschen, die es besonders schwer haben und in der Gesellschaft nicht genügend Berücksichtigung finden oder Gewalt ausgesetzt sind, einen Schutzraum bietet.

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Einen besonderen Dank sprach Stahl den Schülerinnen und Schülern des Diakonischen Bildungszentrum aus, die mit ihrer Vorbereitung der Gedenkveranstaltung etwas Besonderes gab. „Eine würdige Veranstaltung, die das Erinnern gegenwärtig macht und deutlich zeigt, dass es auch in der jungen Generation die Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit der Geschichte gibt.“

Im Anschluss luden die Schülerinnen und Schüler zu einem Rundgang ein und führten die Gäste an die Orte, an denen sich die früheren Wohnungen der deportierten Menschen befanden. Dort sind die jeweiligen Stolpersteine verlegt. Die Schülerinnen und Schüler verlasen die Biografien und legten Rosen auf den Namen der Opfer nieder. Im Anschluss verabschiedete Pastorin Andrea Wagner-Pinggera die Gäste und lud dazu ein, die Veranstaltung in lockerer Runde bei einem Gespräch und einer Tasse Kaffee ausklingen zu lassen.

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