„Wir werden neue Erfahrungen in der beruflichen Praxis machen und uns der Herausforderung stellen, andere Herangehensweisen der Behindertenhilfe kennen zu lernen“, davon ist Thomas Steindorf überzeugt, der jetzt in den Niederlanden seine einwöchige praktische Ausbildungsphase in der Fachrichtung Heilerziehungspflege beginnt. Thomas Steindorf ist Schüler an der Beruflichen Schule für Sozialwesen in Lobetal, die seit nunmehr 10 Jahren mit der niederländischen Partnerschule ROC von Twente in Almelo kooperiert, um angehende ErzieherInnen und HeilerziehungspflegerInnen beruflich fit zu machen für Europa.
Durch das EU-Programm „LEONARDO DA VINCI- Mobilität“ bietet die Berufliche Schule in Lobetal Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, Praxiserfahrungen im Ausland zu sammeln und zusätzlich bei der niederländischen Partnereinrichtung Prüfungen zum Erwerb des niederländischen Berufsabschlusses zu absolvieren. Damit ist es möglich, europaweit in ihrem Beruf zu arbeiten. Thomas Steindorf ist in diesem Jahr einer von insgesamt fünf Schülern, die dieses besondere Angebot ihrer Schule nutzen.
Bereits im März hatte er sich mit zwei Mitschülern seiner Klasse und zwei Schülern der Erzieher-Klasse, die allesamt die letzte praktische Ausbildungsphase in den Niederlanden absolvieren werden, die dortigen Einrichtungen des Kooperationspartners angeschaut.
„Mir hat dabei gefallen, dass es in der gesamten Einrichtung Deckenlifter gibt, mit denen man die Klienten gut transportieren kann“, erinnert sich die angehende Heilerziehungspflegerin Linda Katz, die wie Thomas Steindorf ihre praktische Ausbildung in einem Wohnheim für schwerstmehrfachbehinderte Menschen beim bekannten niederländischen Träger „Sherpa“ in Baarn beginnen wird.
Neben der modernen Pflegeausstattung ist Thomas Steindorf auch die familiäre Atmosphäre in den Einrichtungen in besonderer Erinnerung geblieben: „Gleich wenn man reinkam, hatte man das Gefühl, zu einer großen Familie zu gehören“. Und die größte Herausforderung für die kommen 18 Wochen? „Das werden wohl Kommunikation und Sprachverständnis sein, weil wir mit den Klienten ja Niederländisch sprechen, und noch dazu Klienten betreuen, die kognitiv eingeschränkt sind oder Sprachstörungen haben.“ Dennoch ist Thomas Steindorf zuversichtlich – nicht nur, weil sich seine Mitschüler und er auf diese sehr spezielle Auslandserfahrung bereits in Deutschland mit zwei Sprachkursen vorbereitet haben. „Ich sehe diese Ausbildungsphase als berufliche Entwicklungsmöglichkeit und könnte mir sogar vorstellen, später in den Niederlanden zu arbeiten, wenn ich ein gutes Angebot bekomme“, meint er.
Auch Schulleiterin Christine Bode bestärkt ihre Schüler: „Nutzen Sie diese Möglichkeit und sehen Sie sie als persönliche Bereicherung an, knüpfen Sie Freundschaften und nutzen Sie die Gelegenheit, Ihre Persönlichkeitskompetenzen auszubauen.“ Mit den niederländischen Kollegen kompetente Fachgespräche führen zu können, das wünscht Christine Bode ihren Schützlingen neben den persönlichen Entwicklungsmöglichkeiten. Sie sagt ihnen schon jetzt voraus: „Sie werden anders wiederkommen – multiprofessioneller und multinationaler auf dem beruflichen Gebiet.“ Auch ihren Rat, sich mit Land und Kultur vertraut zu machen, nehmen die Schüler gerne an. „Rotterdam, Amsterdam, all die großen Städte und Häfen, das muss man schon gesehen haben“, findet Thomas Steindorf.
Foto: Hoffnungstaler Stiftung Lobetal