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Asylpolitik: „Wir sind alle Salah!“ Kundgebungen in Eberswalde

Internationalen Tag gegen Rassismus

Nachrichten aus Deutschland und der Welt (Testbetrieb)

Bernau / Eberswalde: Unter dem Motto „Wir sind alle Salah!“ wurde am heutigen Sonntag zu zwei Kundgebungen in Eberswalde aufgerufen.

Um 13 Uhr trafen sich etwa 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Bahnhof Eberswalde um am „Internationalen Tag gegen Rassismus“ gegen die aktuelle Asylpolitik in Deutschland zu demonstrieren. Anlass hierfür war der Freitod von Salah Tayyar am 11. März 2021. Nach Folter in einem Militärgefängnis aus dem Tschad geflohen, lebte er 8 Jahre lang ohne sicheren Aufenthaltstitel in Deutschland, bzw. in Eberswalde. 

Acht Jahre lang kämpfte er mit Hilfe einer Anwältin um ein Bleiberecht. Im April hätte er einen letzten Termin vor dem Verwaltungsgericht Frankfurt/Oder gehabt. Allerdings hat er wohl geahnt, dass die Chancen in Deutschland bleiben zu dürfen, schlecht stehen. „Salah Tayyar wusste sehr genau, dass er trotz seiner Geschichte fast keine Chance hatte, vom Gericht Asyl zuerkannt zu bekommen.“, erklärt Philipp Grunwald, der ihn im Rahmen der Asylverfahrensberatung kannte und den Gerichtstermin im April mit ihm vorbereitet hatte.

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Nach Angaben der Organisatoren „Barnim für alle“ war er dem Druck und der stetigen Ungewissheit über sein mögliches Aufenthaltsrecht nicht gewachsen und entschied sich, aus dem Leben zu scheiden. Freunde und Angehörige bestätigen, dass die unklare Aufenthaltsperspektive das Problem war, das ihn in Depression stürzte und eine Behandlung seiner Traumatisierungen unmöglich machte.

„Als Geflüchtete haben wir eine klare Meinung über den Selbstmord dieses jungen Mannes, der (…) in Deutschland fast 8 Jahre lang (…) an der Ungewissheit gelitten hat.“, schreibt die Gruppe „Barnim für alle“, in der sich Geflüchtete gegen Rassismus organisieren, in einer Erklärung.

„Dieser Druck führte zu seinem Selbstmord. Diesem Druck ist eine große Gruppe von Geflüchteten im Barnim und ganz Deutschland ausgesetzt.“ Die Gruppe macht das deutsche Asylsystem und die Landes- und Landkreisbehörden direkt für den Tod des Mannes verantwortlich: Er sei „Opfer eines rassistischen Regimes, das Geflüchtete so lange verfolgt und unter Druck setzt, bis sie den Selbstmord als letzten Ausweg sehen.“ „Was kommt als nächstes?“, fragt der Aufruf, und kündigt an: „Wir lassen das nicht stehen – wir vergeben nicht, wir vergessen nicht.“ Weil viele Geflüchtete in derselben permanenten Unsicherheit über ihren Aufenthalt in Deutschland leben müssen, entstand das Motto: „Wir sind alle Salah!“

Bernau LIVE - Dein Stadtmagazin für Bernau bei BerlinUnter den Teilnehmer*innen: Katharina Slanina und Sebastian Walter (DIE LINKE)

Zu Beginn der Kundgebung sprach der Bruder von Salah Tayyar und betonte, dass nicht nur Salah allein gestorben sei, sondern auch viele Menschen, die in irgendwelchen Flüchtlingslagern hausen müssen und dem Irrsinn der Flüchtlingspolitik ausgesetzt sind. „Menschen kommen um zu leben und nicht um zu sterben… “ Nach nur wenigen Sätzen brach er unter Tränen seine Rede ab.

Auch andere Redner kritisierten die Asylpolitik in Deutschland oder die Verfahrensweise wie mit Flüchtlingen umgegangen wird. Beinahe täglich erleben geflüchtete Menschen Rassismus – nicht nur auf den Straßen, sondern auch bei Behörden und im alltäglichen Umgang, so Mustafa aus dem Sudan, der unter großen Beifall der Anwesenden spricht. Er selbst stand 2020 in Bernau vor Gericht. Hier ging es um einen Strafbefehl wegen „illegalen Aufenthaltes“ Link Auch andere berichteten von ihren teils negativen Erfahrungen rund um die Asylpolitik in Deutschland und den EU-Staaten und fordern ein Umdenken und vor allem mehr Menschlichkeit.

Nach der noch andauernden Kundgebung am Bahnhof Eberswalde, findet um 15 Uhr eine weitere Kundgebung am Senftenberger Ring im Brandenburgischen Viertel statt. Hier lebte Salah Tayyar bis zu seinem Tod.

Bernau LIVE - Dein Stadtmagazin für Bernau bei BerlinVor dem Wohnhaus von Salah

Außerdem ruft die Gruppe zu Spenden für die hinterbliebene Familie des Mannes auf. Noch offen sei es, ob er in Deutschland beerdigt oder sein Leichnam in den Tschad überführt wird.

Barnim für alle
IBAN: DE 78 1705 2000 1110 0262 22
Sparkasse Barnim

Verwendungszweck: Wir sind alle Salah!

„Zum Internationalen Tag für die Beseitigung rassistischer Diskriminierung am 21. März ruft Integrationsministerin Ursula Nonnemacher zu entschlossenem Handeln gegen Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz auf.

„Nicht nur Anfeindungen im Alltag, auch die Bereitschaft, psychische und physische Gewalt auszuüben nimmt zu, wie die Anschläge in Hanau und Halle gezeigt haben. In diesem Jahr möchte ich besonders auf die oft prekäre Situation von afrikanischen Schutzsuchenden in Brandenburg aufmerksam machen.“

Schutzsuchende aus Afrika leben häufig mit einem ungesicherten Aufenthalt im Land, weshalb sie schwer Zugang zu Sprachkursen und Beratungsstrukturen finden. „Aufgrund ihrer Hautfarbe sind diese Menschen zudem häufig von rassistischer Diskriminierung betroffen. Es ist an der Zeit, dass wir hier genauer hinschauen und die Ursachen bekämpfen. Menschenfeindliche Tendenzen dürfen in unserer Gesellschaft keinen Platz haben“, so Nonnemacher.

Integrationsbeauftragte Doris Lemmermeier: „Diese schwierigen Lebensumstände habe ich selbst bei Besuchen vor Ort mehrfach kennengelernt. Um hier weiterzukommen hat sich unter dem Dach des Landesintegrationsbeirats eine Gruppe engagierter Menschen zusammengefunden, um geeignete Maßnahmen zu entwickeln. Ich bin sehr froh, dass wir mit Immaculate Chienku von Refugees Emancipation eine erfahrene Leitung gewinnen konnten.“

Refugees Emancipation ist eine brandenburgweit tätige Flüchtlingsselbsthilfeorganisation, die seit 2002 in vielfältiger Weise Geflüchtete aller Ethnien unterstützt und empowert, gerade auch diejenigen, die oft isoliert in Gemeinschaftsunterkünften in der Fläche des Landes Brandenburg leben. Immaculate Chienku: „Gerade afrikanische Schutzsuchende mit ungesichertem Aufenthalt erfahren in allen Lebensbereichen Rassismus, zum Beispiel im öffentlichen Raum, in Schule und Kita, aber auch bei Behörden. Besonders schwer haben es geflüchtete Frauen.“

Die Arbeitsgruppe will zunächst die verschiedenen Aspekte der Lebensrealität afrikanischer Schutzsuchender herausarbeiten und damit diese Gruppe mehr in den Fokus von Zivilgesellschaft und Verwaltung rücken. Den Behörden soll Material an die Hand gegeben werden, damit sie sich ein besseres Bild der Lebensumstände von afrikanischen Schutzsuchenden mit ungesichertem Aufenthalt in Brandenburg machen können“. Quelle: Land Brandenburg – Ministerium für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg (MSGIV)

 

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