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Barnim: Die Sache mit dem Winterdienst – Wir sind mitgefahren!

Eine Nacht mit dem Winterdienst

Nachrichten aus Deutschland und der Welt (Testbetrieb)
Winterdienst Barnim: Nur 5 Streu- und Räumfahrzeuge für 560 km!
Bernau – Biesenthal: Auf Grund hunderter Facebook-Kommentare bezüglich des „nichtfunktionierenden“ Winterdienstes, wollten wir uns die Sache mal etwas näher anschauen, um herauszufinden, worin denn etwaige Probleme liegen. Also beschlossen wir gestern, einfach mal eine Winterdienst-Tour im Barnim zu begleiten. Vorab sei noch gesagt, dass hinter jedem Winterdienst Menschen stecken. Leute, die ihren Job machen und, zumindest in unserem Fall, die diesen mit Leib und Seele gern tun.

Unser „Fall“ hieß in der letzten Nacht Knut. Knut ist seit 1993 bei der Straßenmeisterei in Biesenthal beschäftigt und fährt zurzeit ein etwa 20 Tonnen schweres Streu- und Räumfahrzeug mit 380 PS durch die Bundes- und Landesstraßen im Barnim.

Die Straßenmeisterei in Biesenthal besitzt insgesamt 5 solcher modernen Fahrzeuge und hat ein Streckennetz von 280, bzw. 560 km zu versorgen. Startpunkt ist hierbei immer in Biesenthal. So auch gestern Nacht. Knut, der zur Abendzeit bereits seit über 8 Stunden ohne Pause unterwegs war, sorgte dafür, dass das Räumfahrzeug mit gut 6 Tonnen Trocken-Streusalz, welches etwa für 60 km reicht, beladen wurde.

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Von dort ging es für uns voll beladen in Richtung Ladeburg, Bernau, Schönow, Schönwalde und Mühlenbeck. Vorn schob ein etwa 3 Meter breites und frei schwimmendes Räumschild, welches etwa 1 Tonne wiegt, den Schnee und hinten wurde, je nach Straßenbreite Salz gestreut. Alles von innen, GPS gesteuert und elektronisch regel- und einstellbar. Selbst Schneeketten lassen sich per Knopfdruck aufziehen.

Während wir mit gemütlichen 30 km/h durch die Nacht fuhren, erzählte ich Knut von all unseren Facebook Kommentaren, las einige vor und versuchte auf einige Fragen eine Antwort zu bekommen. Erst einmal konnte Knut den Unmut der Leute zum Teil verstehen. Ich sagte ihm, dass auch ich mich am Morgen über nicht geräumte Straßen geärgert habe und es als Außenstehender nicht verstehen würde, warum man Objektiv den Eindruck bekommt, dass zu wenig getan wird.

Das Hauptproblem, um es einigermaßen kurzzufassen, liegt einfach darin, dass das Streckennetz für nur 5 Fahrzeuge einfach zu groß ist. Die Straßenmeisterei in Biesenthal, die auch für die meisten Bundes- und Landesstraßen im Barnim zuständig ist, arbeitet, mit leider zu wenig Mitarbeitern, rund um die Uhr im Schichtsystem. Es müssen insgesamt 280 km abgefahren werden. Hinzu kommt noch der jeweilige Rückweg, da ja beide Straßenseiten beräumt werden müssen. Insgesamt also 560 Kilometer mit entspannten 30 km/h. Zwischendurch müssen die Fahrer immer wieder, nach etwa 60 Kilometern, zurück nach Biesenthal um neu zu laden. Das Ganze stelle man sich nun noch einmal im Berufsverkehr vor, wo auch ein Räumfahrzeug im Stau stehen muss. Hinzu kommt, dass das gestreute Salz nur dann seine Wirkung erzielt, wenn auf diesem auch gefahren wird. Es bringt also fast nichts, wenn in der Nacht um 1 Uhr Salz gestreut wird und keiner lang fährt, bzw. es vielleicht noch pausenlos schneit.

Ein weiteres Problem liegt in der Zuständigkeit. Anbei ein kleines Beispiel der letzten Nacht. Wir befuhren eine Landstraße in Richtung Mühlenbeck. Es folgte ein kleines Dorf. Mit einmal schaltete der Fahrer den Schub- und Streuvorgang am Ortseingang ab, fuhr, ohne tätig zu werden, durch das Dorf und am Ortsausgangsschild schaltete er alles wieder ein um nach dem Dorfende noch etwa 2000 Meter Landstraße zu räumen. Auf dem Rückweg genau der gleiche Vorgang. Hier ist es so, dass sich das „Dorf“ einen anderen Versorger gesucht hat und der Winterdienst aus Biesenthal dort nicht tätig werden darf. Wegen wenigen hundert Metern! Insofern fragt sich jeder normale Mensch, warum der da so untätig durchfährt.

Schwierig wird es auch dann, wenn die Straßen alt oder marode sind. So etwa auf der Strecke zwischen Ladeburg und Lanke. Dort ist die Straße so gewölbt, dass das freischwimmende Schneeschild nicht richtig aufliegen kann. Ebenso, wenn Fahrzeuge zu dicht am Straßenrand- oder in 2. Reihe parken oder eine Einfahrt nicht möglich ist.

Ich könnte jetzt hier noch einiges aufzählen, warum, was nicht- oder weniger zuverlässig funktioniert. Fakt ist, dass es definitiv viel zu wenig Fahrzeuge für 560 km gibt und die Schuld in diesem Fall nicht bei der Straßenmeisterei liegt! Auch nicht an den fleißigen Mitarbeitern, die wirklich rund um die Uhr unterwegs sind. Im Übrigen, das mal kurz am Rande erwähnt, besteht im Barnim, außer auf Autobahnen, zwischen 22 Uhr und 6 Uhr keinerlei Räumpflicht.

Kurzum Meckern ist angebracht, jedoch beim Winterdienst der Straßenmeisterei oder deren Mitarbeiter an falscher Stelle, denn die tun wirklich alles Mögliche, um für freie Straßen zu sorgen.

Eine bitte noch von Knut: Bitte macht Platz für ein Räumfahrzeug, parkt die Straßen nicht wild zu und beschwert Euch nicht, wenn Schnee geschoben wird und dieser dann am Straßenrand liegt und habt Geduld, wenn ein Räumfahrzeug während der Arbeit nicht schneller als etwa 30 km/h fahren kann.

Ein Satz noch zur Zuständigkeit. Wir und unser Artikel beziehen sich auf die Straßenmeisterei in Biesenthal, die für Bundes- und Landstraßen zuständig ist. Sie ist nicht zuständig für kleinere Straßen, Plätze oder Gehwege. Hierfür sind die Gemeinden oder die Grundstückseigentümer selbst zuständig, die die Schneebeseitigung selbstständig durch z.B. Bauhöfe oder durch Fremdvergabe veranlassen. Hierfür werden wir in den kommenden Tagen versuchen, auch beim Bauhof Bernau nachzufragen, welcher für die direkte Innenstadt zuständig ist. Aber heute soll es erst einmal bei den Bundesstraßen bleiben.

Wir danken der Straßenmeisterei Biesenthal für die Einblicke und vor allem Knut, der uns mitgenommen und uns vieles gezeigt und erklärt hat. Bei Gelegenheit folgt noch ein Video.

Vielleicht sollten wir, anstatt das nächste Mal über den Winterdienst zu schimpfen, etwas mehr in der Lage sein, die Schönheit des Winters zu sehen und zu genießen. Und im Idealfall kennen auch wir den Wetterbericht und fahren einfach ’ne halbe Stunde früher los. Und wenn wir ehrlich sind… viele Tage mit Schnee haben wir doch nicht wirklich.

PS: Als wir uns von Knut verabschiedeten, begann um 0 Uhr die nächste Schicht mit fünf Fahrzeugen.

Fotos: Bernau LIVE
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