Bernau / Panketal: Kaum eine Branche boomt derzeit mehr als die Fahrradindustrie, allein 1,95 Millionen* E-Bikes gingen im vergangenen Jahr über die Ladentheken des Landes.
Die Nachfrage nach Fahrrädern hält auch in diesem Jahr an, hinzu kommt, das während der nunmehr einjährigen Pandemie, immer mehr Menschen das Fahrrad für sich als Verkehrsmittel entdecken. Doch sind unsere Straßen dem Ansturm an Zweirädern gewachsen und wie zufrieden sind Radfahrer*innen mit ihren Städten und Gemeinden.
Diesen und mehr Fragen geht alle zwei Jahre der Allgemeine Deutscher Fahrrad-Club e. V. mit einer Befragung auf den Grund. Insgesamt haben in der aktuellen Umfrage 230.000 Radfahrende über die Fahrradfreundlichkeit von 1024 Städten abgestimmt. Auch die vier Barnimer Städte und Gemeinden Bernau, Eberswalde, Panketal und Ahrensfelde „mussten“ sich dem Test unterziehen und lagen im Vergleich zu vielen anderen Städten eher im hinteren Mittelfeld.
So bewerteten die Bernauer Radfahrer*innen unserer Hussitenstadt lediglich mit einer Schulnote von 4, damit liegt Bernau auf Platz 236 von 415 Orten in der Kategorie 20.000 bis 50.000 Einwohner.
Besonders positiv bewerteten die Radfahrenden die Ampelschaltungen für Radfahrer, die Kontrollen für Falschparker auf Radwegen und die schnelle Erreichbarkeit des Stadtzentrums. Besonders negativ bewerteten die Radfahrenden hingegen den Mischverkehr mit PKWs, dass das Radfahren nicht stärker beworben wird, sowie den massiven Fahrraddiebstahl in der Stadt. Aber auch die breite der vorhandenen Radwege oder die Führung an Baustellen bemängelten die Zweiradnutzer*innen in Bernau.
Etwas besser schnitt hingegen unsere Nachbargemeinde Panketal ab. Diese erhielt von den Befragten immerhin die Schulnote 3,7 und landet auf Platz 130 von 415 Orten. Positiv bewerteten die 89 Befragten das zügige Radfahren innerhalb der Gemeinde durch Jung und Alt. Des Weiteren wurde auch hier die gute Erreichbarkeit des Ortszentrums genannt und die Wegweisungen für Radfahrer*innen gelobt.
Unzufrieden waren die Panketaler*innen hingegen mit dem Mangel an öffentlichen Rädern und ebenfalls dem Mischverkehr mit anderen Kraftfahrzeugen. Hoierbei äußerten die Befragten vor allem, dass der einzuhaltende Mindestabstand von 1,5 Metern beim Überholvorgang nicht eingehalten wird.
Eine Besonderheit des Fahrradklimatestes war die Befragung zum Thema Corona, hierbei gaben die Panketaler*innen an, durch die Pandemie stärker das Fahrrad zu nutzen, beziehungsweise neue erreichbare Ziele in ihrer Umgebung mit dem Rad entdeckt zu haben. In Bernau hingegen vergaben 63% der Befragten die Note 6 auf die Frage, ob den Radfahrer*innen während der Corona-Zeit handfeste Signale für mehr Fahrradfreundlichkeit gegeben wurden? Auch die Bewerbung des Radfahrens durch die Kommunalpolitik wurde klar mit einem mangelhaft bewertet.
„Wenn die Gemeinde Panketal möchte, dass dauerhaft mehr Menschen aufs Rad steigen und den Ort von unnötigen Autofahrten entlasten, dann muss mehr getan werden.“ sagt die ADFC-Ortsgruppensprecherin Maja Seidling. „Wir brauchen Akzeptanz und Rücksichtnahme der Autofahrer gegenüber Radfahrern, ein zusammenhängendes Radwegenetz und ausreichend gute Fahrradparkplätze an Haltestellen, vor Geschäften und öffentlichen Gebäuden!“
Dies dürfte wohl auch für Bernau zutreffen. Auf eine umfassende Auswertung für die Stadt Eberswalde und die Gemeinde Ahrensfelde möchten wir an dieser Stelle aus Platzgründen verzichten, allerdings erhielten auch sie nur eine Note 3,8 bzw. 4,1.
Alle Daten zum ADFC-Fahrradklima-Test mit allen Einzelheiten findet ihr unter: https://fahrradklima-test.adfc.de
Verwendete Quellen: Eigene, *Statista, ADFC, ADFC Panketal