Bernau / Barnim: Mit einer enormen Logistikleistung wurde im vergangenen Jahr im Bernauer Ortsteil Waldfrieden ein neues Notauslassbecken gebaut, welches am gestrigen Montag einweiht und übergeben wurde.
Für die Errichtung wurden unter anderem 24.000 Kubikmeter Erde bewegt und elf riesige Röhren durch den Ort transportiert. Die Realisierung durch MRA Berlin-Brandenburg im Auftrag des Wasser- und Abwasserverbandes Panke/Finow stellt nunmehr sicher, dass Bernau für Havariefälle optimal gerüstet ist.
Direkt hinter dem alten Notauslassbecken – das übrigens als Plan B frisch asphaltiert und hergerichtet wurde – erhebt sich ein imposanter Hügel, vollgepackt mit modernster Technik. In seinem Inneren verbirgt sich ein ausgeklügeltes System aus elf miteinander verbundenen Röhren. Jede dieser Röhren misst 3,60 Meter im Durchmesser und ist 48 Meter lang, was zusammen ein Fassungsvermögen von 5.200 Kubikmetern ergibt. Im Falle einer Havarie im Abwassersystem, wenn die „Hinterlassenschaften“ nicht wie gewohnt nach Berlin-Schönerlinde gepumpt werden können, dient diese Anlage in Bernau-Waldfrieden als Puffer: Sie kann die Abwässer für fast sechs Tage sicher aufnehmen.
Die Einweihungsfeier des Notauslassbeckens bot den Gästen einen exklusiven Blick hinter die Kulissen – und unter die Erde. Da das eigentliche Bauwerk komplett unterirdisch liegt, präsentierte sich den Besuchern zunächst ein detailliertes Modell des Notauslassbeckens.
Becken vor dem Umbau 2020
Doch für die besonders Wagemutigen gab es eine einmalige Gelegenheit: Sie durften direkt in das Leitungssystem absteigen und die beeindruckende Technik von innen erleben. Hier, inmitten der massiven Röhren, wartete eine echte Überraschung: Live-Klaviermusik. Die außergewöhnliche Akustik der „Fäkalien-Röhren“ verwandelte den ungewöhnlichen Ort in eine ganz besondere Konzertbühne und sorgte für einen unvergesslichen Gänsehautmoment. (s. Video)
Um das alte, mitten im Wald zwischen den Bernauer Ortsteilen Waldfrieden und Schönow befindliche, Becken gab es in den 2020er Jahren allerhand Diskussionen. Bemängelt wurde unter anderem eine mögliche Undichtigkeit. Die ursprüngliche Genehmigung für die alte Anlage wäre im Jahr 2025 ausgelaufen.
Stimmen zur neuen Anlage
WAV-Verbandsvorsteher André Stahl würdigte die größte Einzelinvestition des Verbandes als einzigartig in seiner bisherigen 32-jährigen Geschichte. „Das anspruchsvolle Bauprojekt hat mehr als 5,5 Millionen Euro gekostet. Ich danke der Firma MRA für die grundsolide Umsetzung und hoffe, dass die Abwasserentsorgung auch in Zukunft mit Unterstützung aller Kooperationspartner gesichert ist“, so der Verbandsvorsteher. Denn das Abwasser aus Bernau und Panketal wird seit vielen Jahren in Schönerlinde bei den Berliner Wasserbetrieben entsorgt und geklärt. Geschäftsbesorger hierfür sind die Stadtwerke Bernau.
Der Einweihung des neuen Notauslassbeckens wohnte auch Barnims Landrat Daniel Kurth bei. Er zeigte sich beeindruckt von der neu entstandenen Anlage. „Die Einpufferungsleistung hier vor Ort ist beachtlich, vor allem da die Umwelt nicht belastet wird“, so Daniel Kurth. Zwei Jahre lang war die Fachfirma mit der Planung und dem Bau der Anlage beschäftigt. „Wir sind besonders stolz darauf, dass wir trotz der Erdbewegung keinen Krümel weggetragen haben, sondern alles an Ort und Stelle geblieben ist. Auch sind wir froh, dass wir das Projekt ohne Störungen für die Anwohner umsetzen konnten“, so Steffen Seidlitz von MRA.
Möchtest Du lieber zur Startseite wechseln?