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Lobetal: Bodelschwingh trifft Luther und Bewohner treffen Biker

Nachrichten aus Deutschland und der Welt (Testbetrieb)

Bernau (Lobetal): Zu einem ganz besonderen Ereignis wurde am Samstag nach Lobetal geladen. Wo sonst Ruhe und Stille in der Luft liegen und Gott sehr Nahe ist, trafen sich zahlreiche Biker.

Donnernde Motoren, windgegerbte Gesichter und ein Hauch von Abenteuer und der großen weiten Welt machte sich in Lobetal breit. Biker und Triker aus der Region begegneten Bewohnerinnen und Bewohnern aus den Häusern der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal und dazugehörigen Einrichtungen.

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Bewohner erfuhren Freiheit und Abenteuer auf einer kurzen Fahrt mit dem Motorrad, Gespann oder Trike. Dazu gab es Kaffee und Kuchen, Musik und gemütliches Beisammensein, um den Blick füreinander zu öffnen. Eine Andacht – mit Bezug auf Bodelschwingh und Luther – und kurzweilige Moderation rahmten das Miteinander. Ehrenamtlich waren u.a. die Blue Knights sowie die Gruppe Christ und Motorrad dabei.

Die Veranstaltung stand im Zeichen des Jubiläums „150 Jahre v. Bodelschwinghsche Stiftungen Bethel“ und des Reformationsjubiläums 2017.

Anbei noch ein schöner, kleiner Eindruck von Renate Meliß

„Einfach nur eine Freude machen

Bikerfahrten in Lobetal – ein herzberührendes Erlebnis

„Danke schön – das war so schön!“ Erika Syberg (86) sitzt noch im Beiwagen der Maschine, in der sie gerade mit Birgit Sternberg, Pastorin in Lobetal, eine Runde gedreht hat. Seit fünf Jahren wohnt Frau Syberg im Haus Esther. Und heute – am Samstag – scheint die Welt für sie und die Bewohnerinnen und Bewohner am Kirschbergweg und anderen Häusern der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal ein regelrechtes Abenteuer zu sein. Denn da dröhnen die Motoren, sind Trikes, Bikes und Motorradgespanne vorgefahren, riecht die Luft nach Benzin, warten Fahrerinnen und Fahrer in Lederkluft darauf, mit ihnen eine Runde zu drehen, um ihnen einfach mal eine besondere Freude zu machen.

„Als ich vor einem Jahr hier in Lobetal als Pastorin anfing, fragte man mich, was ich denn Besonderes machen könnte – und da bot ich einfach an, mit den Bewohnerinnen und Bewohnern mal eine Runde Motorrad zu fahren – und das ist genau heute der Fall“, äußert sich Birgit Sternberg in ihrer Andacht verbunden mit einem irischen Reisesegen.

Mit blitzenden Augen hinter der runden Bikerbrille auf der Nase kann Else Bechmann kaum erwarten, dass es losgeht. Ihr Fahrer, Frank Steuer, dreht schon mal am Gashebel – schon geht die Reise los. Das Gesicht der 92-jährigen strahlt.

Das Treffen mit den Bikerinnen und Bikern haben Pastorin und Karin Abromeit, Leiterin des Seniorenwohnparks, organisiert. Mit Beginn um 14 Uhr am Sonnabend, die Tische waren bereits gedeckt, Kaffee und Kuchen standen bereit – doch Petrus verhagelte – wie so oft in diesem Sommer – wieder mal allen den Plan.

Gerade, als die etwa 25 Motorräder starten wollten, goss es aus allen Eimern – doch das tat der ersten Bikerparty dieser Art dann keinen Abbruch. Kurzerhand wurde alles ins Atrium verlegt. Sogar eine Harley Davidson fuhr – schon mal zum Betrachten für die Bewohner, ihre Angehörigen und Besucher – mit ins Haus. So begann der Nachmittag mit einem gemütlichen Beisammensein.

Inzwischen machte sich Wolfgang Rath bereit. Mit dem elektrischen Hebelifter und Hilfe der Schwestern – schwebt er direkt in die Beiwagenmaschine. Er wollte unbedingt mitfahren. Seit sechs Jahren wohnt er hier und hat sich seit Tagen auf dieses Ereignis gefreut. „Dafür hat er auch den Lifter auf sich genommen“, so Pflegehelferin Martina. „Wir mussten schon die Gardinen vom Fenster wegziehen, damit er alles genau sehen konnte.“

Und obwohl manch Bewohner erstmal skeptisch war, wagten doch viele dann die Fahrt mit den „dicken Maschinen“. Ingrid Pohl sitzt bereits im Beiwagen. Angst? „Nö, mein Testament hab ick jemacht!“ kommt es mutig. „Is das ne Maus – vorhin hat sie sich noch nicht getraut, kommentiert schmunzelnd ein Biker – Mensch die is’ ja niedlich“, freuen sich die Umstehenden. „Na – nun los!“ ruft Frau Pohl, die sonst im Rollstuhl sitzt, dem Fahrer zu. Schon rollt die Maschine an – weg sind sie.

Im Atrium des Hauses Esther herrscht derweil Gemütlichkeit bei Kaffee, Kuchen und musikalischer Unterhaltung. Am Piano  Lutz Möhwald „Tanzende Füße“, der Swing, klassische Titel und Musik aus den 20er Jahren spielt.

„Anlässlich des Reformationsjubiläums und des Jubiläums 150 Jahre v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel haben wir uns überlegt, mal etwas Besonderes zu machen“, informiert Karin Abromeit. Die Gesichter, die wir dabei gesehen haben, waren für uns einfach pures Gänsehaut-Feeling. Denn wir kennen ja auch die Geschichten dahinter. Wissen von Demenz, körperlicher Versehrtheit, von Verzweiflung, Einsamkeit, Hoffnung, den kleinen Freuden im Alltag und jetzt – einfach ein unwahrscheinlich berührendes Erlebnis“, formuliert sie es.

Familie Buntrock – Andreas Buntrock war einst Bürgermeister von Lobetal – ist ebenfalls unter den Biker-Reisenden. Er auf dem Sozius, Ehefrau Ellen im Beiwagen.

Auch viele Mitarbeiter hatten Tränen der Rührung in den Augen, wenn sie die Gesichter sahen, wenn Bewohner in den Maschinen saßen. Die anfängliche Skepsis wich nach kurzer Zeit – ein lange vergessen geglaubtes Lebensgefühl schien sich plötzlich wieder einzustellen.

„Es war unbeschreiblich schön – für uns alle. Doch ohne unsere Mitarbeiter, die dabei so engagiert mitgeholfen haben und auch Jenen eine Fahrt ermöglichten, die stark bewegungsbeeinträchtigt sind – wäre das alles nicht gegangen. Es macht einfach Spaß, in einer Stiftung zu arbeiten, die solche Dinge ermöglicht“, ergänzt Frau Abromeit.

Draußen gehen die Fahrten inzwischen weiter. Und Pastorin Sternberg erzählt: „Ich hatte eine Dame dabei, die sagte mir: „Das letzte Mal, dass ich auf einem Motorrad mitgefahren bin, war in den 50er Jahren. Es regnete und ein Mann auf dem Krad sprach mich an, sagte: ,Steig auf Puppe, ick nehm dich mit –  der wurde dann mein Mann!’“

Ein anderer Bewohner, der mit ihr fuhr meinte: „Das erinnert mich so an meine Arbeit früher!“ Er war Berufskraftfahrer gewesen, da hat man den Geruch von Benzin immer in der Nase.

Ein großer Dank geht an die Motorradfahrer und -innen vom AWO-Stammtisch Danewitz, an die Gruppe „Christ und Motorrad“, die „Blue-Nights – Fahrende Polizeibeamte“, die Kloster-Triker sowie die International Fellow Ship of Motorcycling Rotarians.“

(Renate Meliß)

Fotos: Hoffnungstaler Stiftung Lobetal / Ines Möhwald

 

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