Bernau: 800 Menschen gegen Corona-Maßnahmen auf der Straße
Kundgebung in der Innenstadt
Bernau / Barnim: Kaum zu übersehen oder zu überhören waren am gestrigen Dienstagabend etwa 800 Teilnehmerinnen und Teilnehmer einer Kundgebung in Bernau.
Lautstark zogen sie durch unsere Stadt und machten ihren Unmut gegenüber den aktuellen- und eventuell folgenden Corona-Eindämmungsmaßnahmen Luft.
In Sprechchören und mit Plakaten forderten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer unter anderem die sofortige Abschaffung aller Corona-Maßnahmen, sie protestierten gegen einen möglichen Corona-Impfzwang, gegen die Masken- oder Testpflicht oder sprachen sich gegen Coronaimpfungen bei Kindern- oder gegen einen Lockdown aus.
Wie bereits in der letzten Woche, hier waren es knapp 300 Teilnehmer*innen, standen auch gestern „Friede, Freiheit, keine Diktatur“ im Mittelpunkt der gut 2-stündigen Aktion, die, wie auch in der Vorwoche von der Polizei begleitet wurde.
Während der Kundgebung haben wir versucht, mit einigen Teilnehmer*innen ins Gespräch zu kommen. Wir wollten wissen, was sie dazu bewegt, auf die Straße zu gehen oder die Thematik rund um die Pandemie augenscheinlich so zu verharmlosen. Während uns nicht alle wohl gesonnen waren oder wir mit unseren Fragen auf Ablehnung stießen, so gab es auch Menschen, die uns antworten wollten.
Hierbei stellten wir fest, dass viele von ihnen nicht das Coronavirus an sich leugnen, sondern sich vielmehr gegen die Maßnahmen der Bundesregierung stellen. Für viele sei das Virus nicht so schlimm wie dargestellt, Coronaregeln seien überzogen und Vergleiche mit einer Grippe unterstrichen die von uns im O-Ton wahrgenommene Verharmlosung von Covid19. In Gesprächen fielen immer wieder Passagen wie „verletzte Grundrechte“, „unfähige Regierung“, „überzogene Maßnahmen“ oder mögliche „Zwangsimpfungen“. Unsere Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner lehnen allesamt eine Corona-Impfung ab und würden sich auch unter keinen Umständen impfen lassen.
Mir als Verfasser dieses kleinen Beitrages und mittlerweile drei Mal geimpften fällt es schwer, die Meinungen der mit uns ins Gespräch gekommenen Teilnehmerinnen und Teilnehmer nachzuvollziehen und zu verstehen. Für mich wirken viele Aussagen als nicht fundiert, nur schwer nachvollziehbar und teils unverständlich. Auch wunderte mich, dass viele der Teilnehmenden so manifestiert in ihren Meinungen sind, dass diese in keinster Art und Weise Abweichungen oder Gegenargumente zulassen.
Allerdings möchte ich mir auch nicht Anmaßen, meine alleinige Ansicht als die einzig Richtige zu werten und die Teilnehmenden der Kundgebung für ihre Meinung zu verurteilen oder bloßzustellen. Insofern denke ich, dass man solche Kundgebungen mit den Sorgen der Teilnehmenden ernst nehmen sollte. Auch dann, wenn die Meinungen und Ansichten nicht unbedingt den Meinigen entsprechen. Idealerweise klappt es andersherum ebenso.
Die letzten Worten sollen auch dazu dienen, die Kommentarkultur unter unseren Beiträgen in den sozialen Netzwerken wieder etwas netter und höflicher werden zu lassen. Es bringt überhaupt nichts, wenn sich hier gegenseitig beleidigt, diffamiert oder beschimpft wird. Vielmehr sollte versucht werden, andere Ansichten und Meinungen zu akzeptieren oder diese mit belegbaren Fakten zu widerlegen. Ein gegeneinander aufbringen führt in dieser für vermutlich allen schweren Zeit zu keinem Ergebnis oder einem friedlichen Miteinander. Gegenseite menschliche Wertschätzung machen manche Diskussionen unter Umständen etwas einfacher.
Die gestrige Kundgebung verlief, wenngleich ohne Masken, friedlich und endete gegen 20 Uhr mit einem gemeinsamen Weihnachtssingen auf dem Marktplatz. Weitere Veranstaltungen ähnlicher Art sind bereits angemeldet.